„Vorbildliche Augsburger Kinder- und Jugendpsychiatrie“

Prof. Dr. Marcel Romanos, Klinikdirektor Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Würzburg, hielt Vortrag in Augsburg.
Prof. Dr. Michele Noterdaeme und Prof. Dr. Marcel Romanos beim Abschiedssymposium für die langjährige Augsburger KJPP Chefärztin. Foto: KJF Augsburg/Kathrin Ruf
25. Oktober 2021

Eines der wichtigsten Zukunftsthemen der Kinder- und Jugendpsychiatrie liege in einem dringend nötigen weiteren Ausbau der ambulanten Versorgung. Das sagte Prof. Dr. Marcel Romanos, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Würzburg, bei einem Vortrag im Rahmen eines Fachsymposiums in Augsburg. Anlass für das Fachsymposium war der nahende Abschied der langjährigen Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (KJPP) der KJF Klinik Josefinum, Prof. Dr. Michele Noterdaeme, die zum Jahresende 2021 in den Ruhestand geht.

„Im ambulanten Bereich muss noch viel passieren, da sind wir in Deutschland nicht gut aufgestellt“, so das Fazit von Prof. Dr. Marcel Romanos. „Wir müssen viel mehr in präventive Maßnahmen investieren und politisch aktiv werden, um uns für die uns anvertrauten Kinder einzusetzen.“ Die Kinder- und Jugendpsychiatrie sieht er immer noch als Fach im Aufbau. „In Bayern gibt es nur vier Lehrstühle für dieses Fach.“ 

Einen vorbildlichen Weg sei laut dem Würzburger Klinikdirektor die Augsburger KJPP am Josefinum gegangen. Deren Chefärztin Prof. Dr. Michele Noterdaeme hat in den vergangenen zwölf Jahren unter anderem mit dem Ausbau von Spezialambulanzen genau diesen Weg der stärkeren ambulanten Versorgung vorangetrieben. Die Augsburger KJPP bezeichnete Prof. Dr. Marcel Romanos mit ihrem Angebot auf höchstem Niveau als vorbildhaft. Beachtenswert findet er, für welch riesiges Einzugsgebiet die Klinik in Augsburg zuständig ist. Auch die umfangreiche Lehr- und Forschungsarbeit der scheidenden Chefärztin mache die Augsburger KJPP so besonders. Außerdem lobte er Noterdaemes akademischen Anspruch, ihre Gremienarbeit in Fachverbänden und ihr Mitwirken an den Autismus-Leitlinien. „Die Augsburger KJPP muss sich vor keiner Uniklinik verstecken“, so das Urteil von Prof. Dr. Marcel Romanos. 

Seit 2013 ist die KJF Klinik Josefinum Lehrkrankenhaus 

Die scheidende Augsburger Chefärztin zeichnete federführend dafür verantwortlich, dass die KJPP der KJF Klinik Josefinum im Jahr 2013 zum akademischen Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ernannt wurde. Seitdem übernimmt die Klinik für KJPP Verantwortung für die Ausbildung der Medizinstudenten, die sich im praktischen Jahr für das Wahlfach Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie entscheiden. Zusätzlich zum Lehrauftrag ist die Klinik für KJPP auch an mehreren multizentrischen Forschungsprojekten beteiligt, die wichtige Impulse für eine hochwertige Versorgung der Patientinnen und Patienten gewährleisten.

Corona-Pandemie hat Fokus auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen gelenkt

In seinem Vortrag auf dem Fachsymposium ging Prof. Dr. Marcel Romanos auch auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit der Heranwachsenden ein: „Laut KiGGS Studie des Robert-Koch-Instituts hatten vor der Pandemie drei von zehn Kindern eine verminderte Lebensqualität, während des ersten Lockdowns hatte sich diese Zahl mehr als verdoppelt auf sieben von zehn Kindern. Die Corona-Pandemie ist also eine tatsächliche Belastung für Kinder und Jugendliche. Die entscheidende Frage ist aber, macht sie die Pandemie auch psychisch krank?“
Psychische Auffälligkeiten zeigten laut den neuesten KiGGS Ergebnissen nun drei statt vorher zwei von zehn Jugendlichen. „Ob die Zahlen tatsächlich hochgegangen sind, können wir derzeit noch nicht sagen, weil ja während der Pandemie viele Behandlungen nicht stattgefunden haben“, sagte der Würzburger Klinikdirektor. Eines sei aber klar, schwierig war die Pandemie für alle, die vorher bereits belastet oder eingeschränkt waren.

Auf dem Weg hin zum Miteinander

Auch auf weitere aktuelle Entwicklungen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie ging Prof. Dr. Marcel Romanos bei seinem Vortrag in Augsburg ein. „Die stationäre Behandlung wird immer kritischer gesehen, zuallererst natürlich von den Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern selbst. Google-Bewertungen sind in diesen Zeiten wichtiger als evidenzbasierte Ergebnisse“, so der Arzt. Die KJPP befinde sich auf einem Entwicklungsweg hin zu einem Commitment mit den Patientinnen und Patienten, die bestimmten, was sie bearbeiten möchten. 


Über die KJPP an der KJF Klinik Josefinum
Mit derzeit rund 100 Betten, 70 Plätzen an der Tagesklinik und 70.000 einzelnen ambulanten Behandlungen im Jahr ist die KJJP des Josefinum eine der größeren ihres Fachgebiets in Bayern. Mehr als 600 Mitarbeitende aus unterschiedlichen Berufsgruppen arbeiten hier zusammen.

Über das Josefinum
Im Josefinum mit seinen Standorten in Augsburg, Kempten (Allgäu) und Nördlingen werden Frauen, Kinder und Jugendliche unter einem Dach medizinisch betreut. Die Kombination aus Frauenklinik, Kinder und Jugendmedizin sowie einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie unter einem Dach ist einzigartig. Die Klinik verfügt über ein Perinatal-Zentrum der höchsten Versorgungsstufe und ein Sozialpädiatrisches Zentrum. Besonders bekannt ist das Josefinum als Geburtsklinik mit mehr als 3.000 Geburten pro Jahr.

 

Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF)

Die KJF Augsburg ist einer der größten Anbieter für Gesundheits-, Sozial- und Bildungsdienstleistungen in Bayern. Seit 1911 bietet das Sozialunternehmen vor allem Kindern, Jugendlichen und Familien mit rund 80 Einrichtungen und Diensten Lösungen für die verschiedensten individuellen Bedürfnisse an: in der Kinder- und Jugendhilfe mit Kindertagesstätten, Stationären Wohnformen oder Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung; in Berufsbildungs- und Jugendhilfezentren, durch Angebote für Beruf und Arbeit sowie Integrationsunternehmen und -dienste; in der Medizin mit mehreren Kliniken; in verschiedenen Schulen. Darüber hinaus bildet die KJF Augsburg kontinuierlich annähernd 500 Fachkräfte für soziale und medizinische Berufe aus.

Als christlicher Verband katholischer Prägung ist für die KJF und ihre rund 5.800 Mitarbeiter jeder Mensch wertvoll, unabhängig von Herkunft, Status, Religion oder Kulturkreis. Vorstandsvorsitzender ist Markus Mayer, Vorsitzender des Aufsichtsrates Domkapitular Armin Zürn.

Weitere Informationen zur KJF finden Sie unter www.kjf-augsburg.de.

Aktuelle Videos gibt es im YouTube-Kanal auf www.youtube.com/kjfaugsburg.